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Therapien
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Psychiatrische Therapien

September 1997: Ich wollte der sozialen Phobie zu Leibe rücken und habe mit dem Abendgymnasium begonnen. Hier hatte ich Kontakt zu vielen Schulkameraden, die Alex nicht erschießen, erwürgen oder verprügeln wollten. Aber ich habe mir die meisten Kameraden auf Abstand gehalten. Im Prinzip habe ich nur mit einem mal gequatscht.

Ab Januar 1999 wurde das Klima im Gefängnis unerträglich. Alex wurde krankgeschrieben und mit Medikamenten vollgedröhnt.

Täglich eine Infusion Neuroleptika, Bromazep (Benzodiazepine) 6 mg - Quilonum (Lithium) 900 mg - Remergil 60 mg.

Juli/August 1999 wurde der Alex zur Reha geschickt. Allerdings eine bei psychosomatischen Erkrankungen, Das ist bei einer bipolaren Störung nicht das richtige. Nach 6 Wochen wurde ich als gesund und sofort arbeitsfähig entlassen. Die Einzelgespräche haben nach 3 Wochen aufgehört, da mir keiner damit helfen konnte. Klar, es gibt keinen Auslöser für die Phasen.

15. Oktober 1999 hatte meine Lebensgefährtin einen tödlichen Unfall auf der Autobahn. Da ist der Alex völlig abgedreht und hat sich bis heute (Novembe 2023) nicht richtig erholt.

November 1999 Wurde ich von der Justiz Verwaltung zum Amtsarzt geschickt. Der schlug einen Rentenantrag vor.

Völlig orientierungslos bin ich im November 1999 auf dem U-Bahnhof Bundesplatz von einer Bahnhofs-Aufsicht aufgegriffen und der Polizei übergeben. Ich wurde auf der Krisenstation vom Klinikum Steglitz abgeliefert, wo ich 3 Wochen zugebracht habe.

Auf dieser Krisenstation wird eigentlich nicht viel gemacht. Es gibt eine Gruppentherapie und eine Mal Therapie. Gruppentherapien helfen mir nicht so. Einmal in der Woche ist Visite. Auf der Krisenstation bleibt man nicht lange. Entweder man wird gesund entlassen oder man wird an eine andere Krankenanstalt überwiesen. Ich wurde nach 3 Wochen als gesund entlassen!

November 1999 habe ich dann eine analysche Therapie (bis November 2000) gehabt bis der Therapeut sagte: Ich kann Sie nicht weiter behandeln, Sie übertragen zu viel negative Energie auf mich.

Ehrlich: Ich wusste gar nicht, wie man das machen kann.

Im Dezember 1999 wurde ich zum Gutachter geschickt und anschließend bekam ich eine Zeitrente für 3 Jahre. Die Ärzte der Krisenstation empfahlen eine ambulante Therapie.

Ab Dezember 2000 hatte ich eine ambulante Verhaltenstherapie. Sie ging bis zum Sommer 2003. Bei einer Verhaltenstherapie geht man ein Mal in der Woche zum Therapeuten. Hier wird das Hauptaugenmerk auf das Verhalten gelegt. Da ich aber keine Ängste habe, die eine Depression auslösen könnten bzw. ich dem Therapeuten sagte, dass die Depressionen ohne äußeren Anlass kommen, haben wir ein wenig herumgeredet. Es ist jedenfalls für mich nichts Vernünftiges herausgekommen. Ich habe dann im Sommer 2003 auch diese Therapie abgebrochen.

Ab Dezember 2002 hatte mir mein Psychiater einen Hund empfohlen. Ein Hund braucht im Gegensatz zu Freigänger-Katzen sehr viel mehr Aufmerksamkeit und Pflege. Er muss z.B. regelmäßig auf die Straße. Ein Hund sei ein sehr guter Therapeut. Mein Labrador Columbo zog im Mai 2003 bei mir ein.

Anfang 2005 ging es mir wieder überhaupt nicht gut. Psychose und Phobien traten in den Vordergrund. Also wurde ich in die geschlossene Psychiatrie eingewiesen. Eigentlich wollte mich mein Psychiater mal für 2 Wochen unterbringen, aber daraus wurden dann insgesamt 11 Monate, einschließlich Tagesklinik.

Es wurden nur meine Medikamente abgesetzt. Als es Alex daraufhin extrem schlecht ging, wurden die Pillen wieder angesetzt.

Seit Herbst 2005 bin ich konsequent den Therapien aus dem Weg gegangen. Es geht mir nicht gut, aber ich werde auch nicht mit merkwürdigen Sachen gequält. Ich habe inzwischen meine Dauer-Rente und kann jetzt einigermaßen leben. Beschäftigungstherapie kann ich auch alleine machen.

Im Februar 2013 bin ich selbständig in die geschlossene Psychiatrie gegangen, da es mir miserabel ging. Allerdings habe ich aus Kostengründen schon nach 4 Wochen um meine Entlassung gebeten. Im Gegensatz zu 2005 ist die Selbstbeteiligung nicht mehr auf 2 Wochen begrenzt, sondern die Selbstbeteiligung muss während der gesamten stationären Zeit bezahlt werden. Das konnte ich mir leider nicht leisten, sonst wäre ich noch länger geblieben.

Seit Februar 2016 bekommt Alex weiterhin seine Medikamente: 900 mg Quilonum und 600 mg Quetiapin täglich. Nach dem Krankenhausaufenthalt 2013 habe ich mir einen neuen Psychiater gesucht und auch gefunden.

Zischen meinem alten Psychiater bei dem ich ab 1986 in Behandlung war und meinem neuen Psychiater ab 2013 hatte ich einen Dealer mit Lizenz. Wenn ich einen Termin hatte, wurde mir immer nur gesagt, dass er eigentlich überhaupt keine Zeit habe. Dann gab es, wenn ich mal was sagte, folgende Antworten: “Das möchte ich nicht hören”, “Gehen Sie mal zu einer Selbsthilfegruppe” oder “Da kann ich Ihnen nicht helfen”. Welch ein Glück, dass ich dann einen richtigen Psychiater gefunden habe, der sich Zeit nimmt und immer ein offenes Ohr hat.

Im Oktober 2017 hat Alex eine Erhöhung der Schwerbehinderung beantragt. Die Schmerzen in den Kniegelenken werden immer stärker und behindern mich doch stark. Da mir zwei Ärzte in den letzten 10 Jahren erzählten, dass die Schmerzen Einbildung seien, versuche ich es jetzt mal mit dem MDK. Übrigens: Ibuprofen 400 in größeren Mengen helfen gegen eingebildete Schmerzen.

Es gibt auch Ärzte, die der Meinung sind, dass ich zu jung bin für Rücken- und Gelenkschmerzen. Sie hat mir aber nicht gesagt, wie alt man sein muss für diese Schmerzen. Ich bin jetzt Juni (2022) 65 Jahre alt, vielleicht warte ich noch 10 Jahre und bin dann alt genug um die Schmerzen zu sein.

Seit Juli 2018 werde ich von einem Pflegedienst versorgt. Morgens und abends achten sie darauf, dass ich meine Medikamente nehme und 4 mal in der Woche kommen Helfer, deren Aufgabe es ist Einzukaufen, mich zu waschen, Aufzuräumen und die Wohnung sauber zu halten ...  also eine Alltagshilfe. Die Helfer haben mir auch bei Regal Aufbauten geholfen, sowie beim Auf- und Umräumen. Da ich sehr unsicher zu Fuß bin, nehmen sie mir auch das Raustragen vom Müll ab und einmal im Monat holen sie Katzen- und Hundefutter aus dem Keller. Auch beim Bestücken des neuen Regals im Keller haben sie mir geholfen.

Ich bin froh, dass ich die Damen und Herren vom Pflegdienst habe. Ich habe den Pflegegrad 2 und einen Grad der Behinderung von 60%.

Seit August 2021 habe ich den Pflegegrad 3. Dafür wurde alles gestrichen bis auf die Putz-Tante, die allerdings kaum deutsch kann. Sie versteht mich einfach nicht.

Ich habe als Therapie wieder zur Flasche gegriffen, nachdem ich von 1990 bis 2020 trocken war. Diese Dame ohne Deutsch war für mich ein Krampf, vor allem wenn sie sich beschwert hatte, weil ich in der tiefen Depression nur auf der Couch lag und geschlafen habe. Sie hat nicht gefragt, ob ich mal einen Kaffee brauche oder was zu essen.

Anfang 2020 hatte ich eine 0 Diät von 2 Wochen. Sie hat mich einfach nicht verstanden, wenn ich mal was brauchte. Ich habe schnell von 86 kg auf 73 kg abgenommen.

Lustigerweise habe ich festgestellt (2022), dass es vom Pflegedienst 2 Pfleger gibt, die mich anfassen dürfen. Einer der Pfleger geht jetzt bald in Rente ... schade. Bei allen anderen bekomme ich Schweißausbrüche, Zitteranfälle und Fluchtgefühle. Vielleicht kann man da mal eine Therapie machen, damit ich normalen Körperkontakt zu anderen Menschen aufnehmen kann ... normalen Körperkontakt, also Händeschütteln oder beim Friseur in den Haaren herumfummeln, irgendwelche Sachen entgegen nehmen und ähnliches. Pakete z.B. lasse ich vor die Tür stellen, auch die REWE Lieferungen stehen vor der Tür. Für Millionen von Deutschen normale Kontakte ... Für mich eine Folter. Wechselgeld entgegen nehmen oder irgendwelche Waren direkt vom Händler bekommen ist für mich nicht möglich. Ich sage dann immer: stellen Sie das ab, ich nehme es mir dann. Selbst meine Eltern durften mich nicht anfassen. Sie waren immer tot unglücklich.

Da würde ich gerne mal versuchen, ob das mit einer Verhaltenstherapie machbar ist, normale Kontakte mit anderen Menschen zu überleben. Ach, vielleicht lasse ich auch alles so wie es ist.

Der andere Pfleger, der mich anfassen darf ist mit mir im Mai 2022 nach Agost gefahren. Das werte ich auch als Therapie, denn er hat Alex ganz schön gefordert und das war gut so.

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Alex hat es auf das Dach seiner Hütte geschafft. Tja ist schon toll, wenn ein Fachmann dabei ist, der einem hilft heil die Leiter rauf und wieder runter zu klettern. Ich durfte oben nur nicht an den Dachrand gehen und runter schauen.

Ansonsten stand für Alex Gartenarbeit auf dem Programm und ein wenig Hütte aufräumen.

Jeden Tag haben wir Hunderunden gedreht.

Der Pfleger hat immer positive Energien übertragen. Das passiert auch in Berlin, wenn ich mal bei ihm auf dem Zettel stehe. Positive Energien und jede Menge Optimismus. Das hilft mir weiter.

Im Juli 2022 war ich dann alleine in Agost, kein Pfleger, der auf die Medikamente geachtet hat. Ergebnis: Unregelmäßige Einnahme bzw. auch oft gar keine Einnahme der Tabletten. Ich war fahruntüchtig, als ich versuchte nach Hause zu kommen. Das Auto ist reichlich angeschrammt: Pylonen, Warnbaken und Leitplanken wurden mir zum Verhängnis. Zum Glück nur oberflächliche Schäden.

Nachdem ein Einhorn in mein Auto durch das offene Fenster gesprungen ist, sind auch diese Beschädigungen Geschichte. Die restlichen 182 km habe ich dann sehr gut geschafft.

Anfang September muss ich zum Amtsarzt und da wird meine Fahrtüchtigkeit überprüft. Also 6 bis 8 Wochen regelmäßige Tabletten und Testosteron-Spritzen, dann bekomme ich vielleicht meinen Führerschein zurück.

Den Führerschein habe ich wiederbekommen, aber Autofahren nur im Notfall.

Seit August 2023 bekomme ich die Regelaltersrente. Der Medizinische Dienst hat mich also nicht mehr an der langen Leine und ich brauche als Therapie nur meinen Golden Retriever. Mit ihm beschäftige ich mich viel.Therapieren kann man meine bipolare Störung nicht, da es keinen Auslöser für die beiden Phasen gibt. Ich beschäftige mich auch mit dem Lehrgang zum Tierheilpraktiker. Vielleicht kann ich damit mal ein paar Flocken dazuverdienen. Mit der Altersrente darf ich das ja.

Rente

 

 

I-Mehl

2009-B-0407

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Februar 2024

2009-B-0313