HP  2019 - 05 13  - 001
Arbeitsleben
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Arbeit in der Staatspension

Vorneweg möchte ich bemerken, dass Mobbing ein Volkssport geworden ist. Vorgesetzte, die ihre Macht demonstrieren wollen und mit sinnlosen Befehlen ihr Personal schikanieren sind leider keine Seltenheit mehr. Ein Pracht-Exemplar dieser Art Vorgesetzten habe ich genossen. Wenn man dann noch das große Glück hat, weder durch den Personalrat noch durch die Verwaltung Rückendeckung zu bekommen, kann man nur noch flüchten. Allerdings sollte man das rechtzeitig machen und nicht, wie ich, warten bis man richtig krank ist. Krank mit dauerhaften Schäden.

Am 1. April 1979 habe ich einen tollen Job in der Staatspension Moabit bekommen. Es war ein angenehmes Arbeiten dort. Mit den Gefangenen bin ich immer gut ausgekommen. Nur einmal hat einer randaliert. Zwei Mal in der Woche kam ein Radiologe, der die Bilder begutachtet hat und verschiedene Untersuchungen durchführte. Ansonsten hatte ich meine Ruhe. Die etwas hysterischen Frauen musste ich mir vom Leib halten. Ich bin gerne im Gefängnis arbeiten gegangen. Klar, es war ein reiner Männer-Vollzug.

Das gute und entspannte Arbeitsklima änderte sich 1991 als die Röntgenverordnung geändert wurde. Plötzlich war die Anstalt der Meinung, dass wir einen eigenen Radiologen brauchen. Und so kamen wir zu einem Prachtexemplar an Chef. Gleich am ersten Tag sagte er: Ich habe draußen fähiges Personal, euch brauche ich alle nicht.

Auch bei unseren Mitbürgern mit zeitweise besonders festem Wohnsitz machte er sich nur “Freunde”. Er hatte überhaupt keine Ahnung von den etwas anderen Verhältnissen. Es gab ja viele Gefangene die mich schon 10 oder 15 Jahre kannten und die waren überwiegend der Meinung, dass sein Verhalten nicht angemessen war. Er pöbelte die Gefangenen teilweise richtig an. Na, damit ist er auf die Richtigen getroffen. Gerade die Langstrafer haben oft für mich Partei ergriffen. Ich fand das toll und es hat mir gezeigt, dass ich mit den besonderen Leuten gut umgegangen bin. Ehrlich gesagt: Auch heute noch ist es mir egal ob jemand mal drin war oder nicht. Nachts nach der Hunderunde sitze ich oft mit den Obdachlosen auf der Bank und trinke einen. Nach den Ausdrücken zu urteilen waren da auch schon welche drin. Wenn man schon von weitem mit “Hallo Meister” angrufen wird, dann war der auf alle Fälle drin, denn der Ausdruck “Meister” ist da üblich für die Bediensteten.

Das Ziel uns alle loszuwerden hat er konsequent verfolgt. Er hat sich auch gar keine Mühe gegeben das Anstaltsleben kennen zu lernen. Da bei uns kein Gefangener alleine durch die Anstalt latschen konnte (mangels Schlüssel!),musste immer ein Vollzugsbeamter mitgehen. Das heißt nach 14 Uhr gab es nur Vorführungen im absoluten Notfall. Der blöde Alex war dann Schuld und wurde angebrüllt und für Unfähig erklärt, wenn es keine Vorführung nach 14 Uhr gab. Natürlich durften die Kalfaktoren relativ frei herum laufen, die hatten aber eine Karte dabei mit den Bereichen zu denen sie durchgeschlossen werden durften. Wenn ich mal was an der Pforte abholen musste, brauchte ich zum Beispiel einen Kalfaktor mit Außenarbeitserlaubnis.

Nun hatte sich dieser “Chef” gedacht: 3 Abmahnungen und er sei mich los. Aber im öffentlichen Dienst gibt es das nicht, wenn man über 15 Jahre beschäftigt war. Ich war über 15 Jahre dort und praktisch unkündbar.

1. Abmahnung, weil ich die Anstalts-Gardinen nicht waschen wollte. Dafür sind die Kalfaktoren zuständig

2. Abmahnung, weil ich mit dem Motorrad zur Anstalt gefahren bin sowie weil ich das Abendgymnasium besucht habe

3. Abmahnung, weil ich angeblich wichtige Unterlagen nicht vorgelegt hatte. Die Zeugin war zu dem Zeitpunkt zur Kur und weit weg.

1. Arbeitsverweigerung, weil ich mit einer beidseitigen Mittelohrentzündung zum Arzt gehen wollte

2. Arbeitsverweigerung, weil ich mit einem Fibula-Abriss am Fußgelenk und einem Liege Gips nicht arbeiten wollte

3. Arbeitsverweigerung, weil ich pünktlich Feierabend machen wollte (Ab 10 Überstunden durfte ich diese nicht mehr abbummeln)

Diese Aufstellung beinhaltet nur die gravierenden Vorfälle.

Eine lustige Geschichte  muss ich einfach noch hier schreiben.

Ein Anstaltsarzt aus Tegel schrieb eine Aufnahme auf, die eigentlich nie angefordert wurde. Also habe ich mich mit dem Tegler Gefangenen und einem Lehrbuch auf den Tisch gesetzt und wir haben beide überlegt, ob wir diese Aufnahme hin gekommen. Das hat leider der blöde Röntgenarzt gesehen und hat gleich vor dem Gefangenen angefangen zu pöbeln. Der Gefangene: “Halts Maul, oder ich komm dir rüber”

Von da an war fast jeder Tegler Gefangene mein Freund. Die Jungs haben gut auf mich aufgepasst. Alles Jungs, die mich 10 und mehr Jahre kannten.

Viele der Ex-Gefangenen passen immer noch auf mich auf. Ich treffe immer mal welche auf meiner Hunderunde auf dem Platz bei mir.

Fortbildungsmaßnahmen wurden prinzipiell nicht genehmigt.

Dafür hatte er tolle Ideen was die Schikanen betrifft. Zum Beispiel hat er meine Bilder als unzumutbar bezeichnet, wenn meine Kollegin dieselben Bilder vorlegte, waren sie plötzlich wunderbar. Natürlich musste ich dauernd meine Mittagspause unterbrechen, weil er irgend einen Scheiß wollte.

Der Knaller war dann, dass er mich zu einem Röntgengehilfen degradiert hatte.

Die Verwaltung hatte mich von 1979 bis 1990 mit Versprechungen bei Laune gehalten. Diese Versprechungen wurden nie dokumentiert und somit wusste dann keiner mehr was davon. Meine Arbeitsbereitschaft und Freude mit der ich auch in schwierigen Zeiten immer versuchte irgendwie zu arbeiten, wurde mit Prügeln belohnt. Die Verwaltung hat nur den Unfug geglaubt, den ihr so toller neuer Radiologe erzählte.

Der Personalrat war der Meinung, dass ich mich mal zusammenreißen sollte. Die haben gar nichts gemacht.

Am Ende hatte ich folgende Medikamente täglich, um überhaupt arbeiten zu können

6 mg Bromazepam, 150 mg Trevilor, 45 mg Remergil, 900 mg Quilonum. Gerade die hohe Dosis an Benzodiazepinen (6 mg) war meinem Psychiater ein Dorn im Auge. Von daher wurde ich oft und lange krankgeschrieben.

Ich habe zu der bipolaren Störung noch Phobien und Psychosen bekommen. Zum Beispiel bekomme ich massive Angstzustände, wenn das Telefon klingelt, weil mein “Chef” ständig angerufen hat und mich beschimpft hat. Ich habe heute noch (November 2023) riesige Probleme mit dem Telefon. Ich nehme nur Gespräche an, wenn ich weiß wer anruft. Ich selbst bekomme Angst-Attacken, wenn ich mal jemanden anrufen soll. Das ist natürlich sehr lästig und ich muss oft bei Telefonaten mit Ärzten usw. auf den Pflegedienst zurückgreifen. Es tut mit leid, aber das Telefon nicht nicht gerade mein Lieblings-Artikel. Ich benutze mein Smartphone um Emails abzurufen.

DG-33-0002

Mobbing ist für mich die schlimmste Art sich von Personal zu trennen, da es dauerhafte Schäden verursacht. Schäden, die die Lebensqualität enorm herabsetzen. Gerade Menschen mit Depressionen und suizidalen Gedanken kommen nie wieder richtig auf die Beine. Es ist eine unfaire Demonstration von Macht. Die Suizid-Gedanken haben mich von 2000 bis 2013 oft in die geschlossene Psychiatrie gebracht..

Ich habe mir einen Strick geknotet und erstmal beiseite gelegt.

Der Strick wurde in Agost beerdingt, damit er nie wieder auftaucht und mich auf Gedanken bringt.

Mein Testosteron-Spiegel ist so gut jetzt dass ich wohl kaum noch das Bestreben habe einen Henkersstrick zu nutzen.

Aktuell im November 2023 knüpfe ich mir einen neuen Strick

VK 2021 - 06 26 - HP

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I-Mehl

2009-B-0407

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Februar 2024

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